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christine kühnen, gedichte 1990-98

veröffentlicht in "bekanntmachung - wortflüge, texttanz, knochengesang - 12 frauentexte",
herausgegeben von annette wagner,
feministischer buchverlag, wiesbaden, 2000.



rastlos
das ahnen

vor die zeit treten
umliegend angst
verwohntes muster


es gibt momente
da bin ich
mit meinem leben
verabredet


regelmäßigkeiten
denen wir verfallen
schwereren schrittes
als wir selbst


bei der ersten biegung
aus dem wunsch
hervortreten


dagegensetzen
durchlassen
verwandeln

nachdenken
abstemmen

abgleiten
versengen
emporstieben

weithersinken
grenztasten
überkanten


aufgerauht
nachdenklich


die worte
ihr sinngerüst


getragen
umspült
geformt

zu werden


widerstehen
aufrichten
verankern


ein blatt
ein schrei
eine unterschrift

etwas ist fester geworden

fahrtwind der erde
mit dem wir erkalten


aufragen
plustern
verwehen


meistens
bedienen wir uns
der abkürzungen
unserer möglichkeiten


leib seele gefiltert
buchstabengespeichert


kürzlich
in fast verflossenem geschehen
schragnähte den körper umlaufend
kopfkugel gedankenrieseln
entlang dessen was war
legt sich eine spur
der körper faßt
schleudert in’s gehirn zurück
empfindung die sich entschließt
vermögen bedarf lust
samt haut wolken
in der fläche das ziehen
wir grenzen an’s nichts
ende des fassungsvermögens
an was verzweigen wir uns
sinn aufgabe zustand
vertäuen uns
handgelenke auf ellenbogen
füße unter knien
alles scheint zusammenzugehören
wie war es möglich das zu vergessen


restlos
verbrennt
die schale
im ton


atmen
aus der schwingung
die mich hält
zunge leben


fragen
die bewegung
zu den dingen hin


ab und zu
im wind
tiefer als muskeln
leichter als küsse
mein abdruck
in den bewegungen


bodenwellen
kniestürze


verunsicherung
durchschreiten


blicke
briefe
berührungen
bilder
reste


tagerauschen
nächtefassen


als loses gewand
nehmen wir
die liebe
mit nachhause


das aufziehen der drähte
das eingeschweißt-werden in die hitze
ein rütteln geht durch den körper
schriftzüge derer in mir
sprung
auf den letzten stufen
licht
tau an den füßen
momente funken
nichts alles
erzähl doch erzähl doch


an mir nähe
was ich suche
und verhindere
was ich aufwühle
und entscheide


im tunnel
hinter glas
vor spiegeln
zwischen
jakettgeformten
körpern


dem wir aufliegen
wehen herzens


ufer sein
wessen welle
wessen gedanke

pulli drüber
t-shirt reingesteckt
jeans
füße
worte
unabsichtlich
in den linien
die fühlung aus
wurzellosem material


denkend fühlen
wie der wind
mich selbst
durchschreiten


so im zug
im wind zu stehen
zwischen den menschen


ein tag
so ausgewaschen
auf seinem grund


natürlich
eigentlich gehören da jetzt
rosen eingewirkt in das papier
aber welche macht das
heutzutage noch
direkt
an allem vorbei
leben mitreißen
den schlag führen
are you hungry
die hoffnung hält schlange
am griff die sehnsucht
splitternackt


etwas ist aufgestört
treibt mich
wie verwundet
leergefegt

während des ausatmens
die chance zur besinnung

mich anschmiegen

zeit an zeit
über dem herzen
nahtlos
die brücke
gedächtnis
hilfe
das seil
und doch
war es nur
der gegangene weg
die empfindung
das denken
die ruhe
ein flimmern
spuren


wir entstehen
als mondboote
lichtkissen
erdumwandet

verfallen
der zeit
als regen
flatsch
windböenlaunig
die wolkenfetzen
grünbüschel
splish splash
comic-wunde

im kuhzungenlecken
der griff
zum jäten


blätterdurchwölkt
der rand meiner ideen


wenn ich zu denken
beginnen
jemals aufhören kann
hoffen ist unendlich
anders als gestern
anrückendes geschehen
bauchpauken
traumbrausend
vom rechnen
entferne ich mich
unzählbar
die gedankenräume
taten ideen
grüße
in sekundenschnelle
um den erdball
herzstempel
rosenknospend
unter
wellenberittener zunge


summe
die sich
an mein leben
nur anlehnt